Die Vereinsgeschichte des Schützenvereins

"Hubertus Wildsteig"

Tradition und Kameradschaft waren stets und sind es noch heute wesentliche Bestandteile der bayerischen Vereinsgeschichte. Ganz besonders trifft dies auch für die Schützenvereine zu, die zum einen in den Königl. Priv. Gesellschaften aber auch in den anderen Vereinigungen mit ihren Wurzeln tief in die Zeit der Verteidigung unserer bayerischen Heimat reichen.

Nach einer Periode der kriegerischen Auseinandersetzungen, in der die Kameradschaft vielen beim Überleben half, war der Wunsch sich regelmäßig zu treffen Anlass zur Gründung vieler Vereine im Allgemeinen und der Schützenvereine im Besonderen.

Es entsprach also durchaus dem Geist der Zeit, dass sich im November des Jahres 1891 ein Dutzend Wildsteiger Bürger zusammensetzten um einen Schützenverein zu gründen. Der Sinn des Vereines wurde im Paragraph 1 der Statuten niedergelegt:

Der Zweck des Vereines ist gesellige Unterhaltung durch Schießen!

Ein Grundsatz der auch heute noch nichts von seiner Gültigkeit verloren hat.

Die nun folgenden Auszüge aus der Vereinsgeschichte enthalten nur die wichtigsten Geschehnisse, sollen aber dennoch dem geneigten Leser einen Einblick in die wechselvolle Geschichte des Schützenvereines Hubertus Wildsteig geben.

1891   Josef Lory bat alle interessierten Wildsteiger am 8. November in das Gasthaus Josef Berger, der heutigen "Post" zur Gründungsversammlung. Zwölf zukünftige Schützen folgten der Einladung und trugen sich in die Mitgliederliste ein. Auch damals schon, war zur ordentlichen Abwicklung des Vereinslebens ein relativ umfangreiches Regelwerk notwendig. In 25 Paragraphen entwarf das Gründungsmitglied Karl Eigner die Statuten für die Zimmerstutzengesellschaft. Von der Modalität zur Aufnahme in den Verein über Schießzeiten, Gebühr und Auswertung der Schießergebnisse bis hin zur Regelung von Streitigkeiten war alles sauber geordnet.

1892   Obgleich der Schützenverein erst seit einem Jahr bestand, waren schon die ersten Änderungen in den Statuten notwendig. Unter anderem wurden z.b. die Schießzeiten dahingehend geändert, dass im Sommer je nach Witterung an den Sonn- und Feiertagen "nach dem nachmittägigem Gottesdienst im Freien geschossen wird."

1893   Im Fasching wurde ein Preisschießen mit Schützenball durchgeführt. Zehn Mark wurden der Kasse entnommen um die Musikkapelle zu bezahlen. Der Zeit entsprechend gab es genaue Vorgaben: "Auf strenge Kontrolle soll besonders gesehen werden, sie überhaupt für den Ball der Charakter der Geschlossenheit vollständig bewahrt bleiben muss." Hierzu muss erläutert werden, dass um die Jahrhundertwende und auch noch später es nur vereinsgeschlossene Bälle gab, zu deren Zutritt man eine Eintrittskarte benötige. Einen Gast allerdings durfte man mitbringen. Der Festschrift des Schützenvereines Buching- Berghof aus dem Jahre 1989 kann entnommen werden, dass zwei Schützen 1893 in Wildsteig an einem Zimmerstutzenschießen teilgenommen haben. Ob des vielen Neuschnees kamen diese erst am nächsten Morgen nach Hause - zu Fuß versteht sich. Es ist zu vermuten, dass beide Schützen eben an diesem Schützenball teilgenommen haben. Am 27. Juni desselben Jahres hatte der Schützenball noch ein bemerkenswertes Nachspiel: Unter Beachtung der vorher genannten strengen Bestimmungen wurde ein Mitglied aus dem Verein ausgeschlossen, weil dieser dem Geistlichen Herrn des Dorfes eine Einladung zum Ball zukommen ließ. Keinesfalls konnte eine solche Verunglimpfung hingenommen werden und musste deshalb entsprechend geahndet werden.

1895 – 1909   Für diesen Zeitraum gibt es leider keine Aufzeichnungen im Protokollbuch.

1909 / 1910   Zur „Erstarkung“ der Kasse beantragt der Ausschuss eine Beitragserhöhung von einer Mark auf zwei Mark – und   erhielt prompt von der Generalversammlung eine Abfuhr. Statt dessen erfolgte ein Beschluss, dass jedes Mitglied, welches nicht beim Schießen erscheint mit einer Strafe von jeweils 10 Pfennig belegt wird!

1911 – 1927   In den Wirren des 1. Weltkrieges und in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit kam das Vereinsleben etwas ins Stocken. Die allgemeine wirtschaftliche Lage gestattete dem Bürger nur wenig Luxus, es musste gespart werden. Gegen Ende der zwanziger Jahre allerdings wurde ein neuer Anlauf genommen:

1927   Vom Bürgermeister Klein eingeladen fanden sich am 25. Juli 46 schießinteressierte Wildsteiger im Gasthaus Bertl ein um aus den Resten der Zimmerstutzen- Gesellschaft eine Kleinkaliber- Gesellschaft zu gründen.  

1927 – 1930   Schon am 4. September konnte auf einer neu erstellten Schießanlage auf dem Kirchberg das erste Schießen stattfinden. Mit zwei privaten und einer von der Gemeinde gestellten Mauserbüchse wurde bei reger Beteiligung ebenso ehrgeizig wie erfolgreich um Ringe und Ehrenscheiben gekämpft. Nach der Aufführung eines Theaterstückes, das eine Anhebung der finanziellen Möglichkeiten zum Ziel hatte, konnte die Gesellschaft sogar ein eigenes Gewehr erwerben. Doch auch die in den ersten Jahren erzielten Erfolge konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zeiten hart waren. Die Beteiligung an den Schießen wurden immer geringer, der Schriftführer schließt seine Eintragungen am Ende des Jahres 1930 mit den ahnungsvollen Worten: „Herbstliche Stimmung liegt über der geschlossenen Schießanlage, Herbstesruhe wird wohl nicht Grabesruhe sein?“ Wie Recht er hatte! Ein weiteres Kapitel in der Geschichte des Wildsteiger Schützenvereines war zu Ende gegangen.

1931 – 1950   Neunzehn Jahre lang versank der Schützenverein im Chaos der dreißiger und vierziger Jahre. Die äußerst angespannte wirtschaftliche Situation in Deutschland, die Grauen des 2. Weltkrieges und die karge Nachkriegszeit hatte ihre Auswirkungen auch auf das dörfliche Vereinsleben. Doch im Schwunge des einsetzenden Wiederaufbaues Anfang 1950 erwachte auch das Interesse der Wildsteiger am Schießsport.

1951   Am 5. November erklärten 27 Interessenten ihren Beitritt in dem wiedergegründeten Schützenverein. Nach dem Zimmerstutzen und dem Kleinkalibergewehr war nun das Luftgewehr das dominierende Sportgerät. Nur noch vereinzelt kam der Zimmerstutzen zum Einsatz. Stetig führte der Weg des Schützenvereines, unbeirrt von manchen Rückschlägen nach oben. Mit den Mitgliedern nahmen auch die sportlichen Erfolge zu. Aus all der Fülle von Vorgängen, sportlichen Leistungen und vereinspolitischen Veränderungen in der Zeit der vergangenen vierzig Jahren können nur die herausragenden Ereignisse im Rahmen beschrieben werden.

1955   wurde erstmals nach dem Kriege wieder ein Schützenkönig ausgeschossen. Xaver Hitzlberger steht als erster in der langen Reihe der Schützenkönige, dem damals noch eine Nadel als Zeichen der Königswürde angesteckt wurde.

1957   Zum ersten Mal wird ein kameradschaftlicher Wettkampf mit den Nachbargemeinden Bayersoien, Böbing, Rottenbuch und Schönberg durchgeführt. Ein Wettkampf, der auch heute noch fester Bestandteil eines jeden Vereinsjahres ist.

1958   Ein lang gehegter Wunsch geht endlich in Erfüllung. Dank der Talerspenden aus den Reihen der Vereinskameraden aber auch aus der übrigen Dorfbevölkerung konnte eine Königskette in Auftrag gegeben werden, die noch rechtzeitig zum Königsschießen fertig wurde. Der damalige Schützenkönig Hans Gindhart war der erste stolze Träger der neuen Kette. Noch ein Ereignis aus dem Jahre 1958 gilt es zu erwähnen: Der Schützenverein wurde auf den Namen „Hubertus“ getauft.

1968   wurde die Durchführung des Gauschießens dem damals weniger als 40 Mitglieder zählenden Wildsteiger Schützen übertragen. In einer Schlechtwetterperiode Anfang September fanden nur etwa 420 Schützen den Weg nach Wildsteig.

1975   Mahr als ein Jahr Vorarbeit lagen hinter den Mitgliedern des Vereines, als am 15. August die Weihe der neuen Vereinsfahne stattfand. Viele Stunden der Bemühungen um das Aussehen der Fahne sowie um die Finanzierung lagen hinter den Verantwortlichen. Am Festtag, für den der damalige Staatsminister M. Streibl die Schirmherrschaft übernommen hatte, nahmen zahlreiche Vereine aus der näheren und weiteren Umgebung teil. Den Auftakt bildeten der Kirchenzug, der die Schützen zum Festgottesdienst am Martin- Klein- Platz führte. Der nachmittägliche Festzug, an dem 29 Schützenvereine und sieben Musikkapellen teilnahmen, bildete einen weiteren Höhepunkt an diesem besonderen Tag. Mahr als sechstausen Besucher trugen dazu bei, dass die Weihe der Schützenfahne ein unvergeßliches Ereignis bleiben wird.

1976   war ein Jahr, das besonders erwähnt werden muss. Nach vielen Stunden gemeinsamer Arbeit konnte das Schützenstübel mit der Schießanlage bezogen werden. Eine beispielhafte Anlage, die in all den Jahren vielen Vereinen als Vorbild diente und die nach geringen Modernisierungsmaßnahmen   auch heute noch ein beliebter Treffpunkt ist.

1978   Volks- Skilangläufe waren in Mode gekommen, auch in Wildsteig konnte und wollte man sich diesem Sport nicht verschließen. Der Schützenverein brachte diesen Sport mit dem Schiessen zusammen und lud zum ersten Wildsteiger Biathlon ein. 39 Teilnehmer folgten der Einladung und kämpften mit unterschiedlichem Erfolg um Ringe und Sekunden.

1980   Um der zeitgemäßen Führung eines Vereines Rechnung zu tragen, erfolgte am 22. Juli die Eintragung des Schützenvereines Hubertus Wildsteig in das Vereinsregister. Vorausgegangen waren die Beratungen zur Erstellung einer Satzung, die alle Anliegen das Vereines berücksichtigte.

1981   Nach mehreren Anläufen in den zurückliegenden Jahren konnte nunmehr ein gemeinsamer   Nenner für eine Schützenkleidung gefunden werden. Die einheitliche, zu Land und Leuten passende Kleidung ergibt sowohl bei Festzügen als auch bei vielen anderen kirchlichen und weltlichen Anlässen ein anschauliches Erscheinungsbild. Infolge einer äußerst großzügigen Spende konnte der Schützenverein der Jugend im Verein eine eigene Königskette widmen, die seither mit Stolz bei offiziellen Veranstaltungen mitgeführt wird.

1983   war dem Schützenverein Wildsteig die Ausrichtung de4s Gauschießens übertragen worden. Wieder einmal waren die Mitglieder aufgerufen zusammenzuhalten um dieser Herausforderung gerecht zu werden. Mehr als 760 Schützen stellten dann auch ob dieser hohen Beteiligung die Organisatoren vor eine harte Bewährungsprobe.

1984 / 1986   Zur weiteren Verbesserung des Erscheinungsbildes wurde die Mitführung eines Karabiners K98 bei Festzügen geplant. Die Genehmigung Langwaffen mitzuführen und Salutschüsse abzugeben wurde zunächst auf Landkreisebene, später jedoch auch für alle anderen Bereiche beantragt und auch erteilt.

1988   erfolgte, nachdem der Kontakt zu Waffen „stärkeren Kalibers“ einmal hergestellt war eine Ausweitung des Schießangebotes. Erstmals im März wurde auf dem Schießstand in Schongau ein Wettkampf mit dem 98er Karabiner durchgeführt.

Bis 1988 zusammengestellt von Herbert Oswald.

1991 Vom 2. bis 5. August 1991 feierte der Schützenverein Hubertus Wildsteig sein 100-jähriges Gründungsfest.

1992 Um den Anforderungen zu genügen wird beschlossen eine Auswertmaschine zu kaufen, damit werden die Standaufsichtspersonen, um die Auswertung der Bänder und das Ausziehen der Blattl per Hand entlastet. Ebenso werden 98er Karabiner angeschafft, diese werden von den Schützen beim Festzug mitgetragen und damit ein Salutschuß zum runden Geburtstag eines Schützenkameraden abgegeben.
Seit 1992 gibt es alle zwei Jahre einen Schützenausflug.

1993 - 1996   Die Wildsteiger Hubertusschützen werden seit 1993 von dem neuen Schützenmeister Martin Klein geführt.
Die Entsorgungsfirma EVA GmbH bietet den örtlichen Vereinen die Möglichkeit der regelmäßigen Altpapier- und -pappesammlungen an. Dies wird auch von den Schützen angenommen. Der Erlös daraus wird größtenteils in die Jugendarbeit gesteckt, da immer wieder neue Gewehre und Schießbekleidung angeschafft werden müssen.
Der Verein führt 1995 das Zimmerstutzenschießen in traditioneller Kleidung ein.

Um auch Pistolenschützen zu unterstützen, kauft der Verein eine Luftpistole.
Seit Sommer 1996 finden in den Urlaubsmonaten immer regelmäßige Gästeschießen statt.

1997 - 1999 In diesem Jahr findet der 1. Sparkassen-Cup statt, der von Evi Baab und der Sparkasse Schongau ins Leben gerufen wurde. Bis heute nehmen die Vereine des Schützengaues Schongau daran teil.
Sicherheit ist das oberste Gesetz im Umgang mit Waffen. Deshalb wird die Geschoßfangwand des Schießstandes verkleidet, damit Kugeln, die in der Wand landen nicht zurückprallen können.
Die Kanone wird Eigentum des Vereins und in einem festlichen Akt "überführt".
Unser Schützenkamerad Bernhard Oswald wird in den Bayernkader aufgenommen.
Der Schützenverein nimmt 1999  Abschied von unserem langjährigen Mitglied Anton Bußjäger, der weit über die Grenzen bekannt war.
Bernhard Oswald wird Europameister.

2000 - 2003 Der Mißbrauch von Waffen nimmt stetig zu. Deshalb wird das Waffengesetz laufend angepasst und somit der Umgang mit Waffen immer strenger. Auch am Schützenverein Hubertus Wildsteig geht dies nicht spurlos vorüber; somit wird ein Tresor eingebaut.
Seit 2002 findet am Dorfabend ein Vereineschießen statt, an dem Vierergruppen in die Stände treten und um ihre Vereinsehre kämpfen.
Bernhard Oswald wird Vizeweltmeister.

2004 - 2008 Die Abrechung des Bayer. Sportschützenbundes erfordert, daß auch in unseren Verein ein leistungsfähigerer Computer gekauft wird. Bernhard Oswald schießt in der Nationalmannschaft mit.
Am 5. Mai 2004 kommt der Bayer. Rundfunk ins Schützenstüberl, um einen Schießabend zu filmen.
Unser Vereinsheim wird um ein Achiv erweitert.
Der Antrag für das Gauschießen 2008 wird gestellt.
Das Waffengesetz fordert die Standaufsichten zu schulen.
Preßluftwaffen sind auf dem Vormarsch. Der Schützenverein benötigt einen Kompressor zur Befüllung der Gasflasche, da der Transport von Gasflaschen immer strenger wird.
Die Schützen bereiten sich für die Durchführung des Gauschießen 2008 vor.

Von 1991 bis 2008 zusammengestellt von Sabine Sutter.